Der eingebildete Kranke

 

 

Die fünf Schauspieler des Theaters Tredeschin präsentieren das letzte Werk Moliers in einer ausgelassenen, zugespitzten Inszenierung. Die ohnehin schon kurzweilige Komödie wurde gestrafft und das Personal auf die wichtigsten Personen reduziert. Alles dreht sich um den reichen, vitalen und eigensüchtigen Argan, der, trotz seiner eingebildeten Krankheiten, noch robust genug erscheint, daß er die fragwürdigen medizinischen Behandlungen seiner Ärzte schadlos übersteht. Er möchte seine hübsche Tochter mit dem unreifen Medizinstudenten Thomas Diafoirus verheiraten, um einen Helfer gegen seine (eingebildete) Krankheit zu haben. Doch das Hausmädchen Toinette, raffiniert und klug, sieht, daß ihr Herr sich von Ängsten leiten lässt, aber dennoch ein gutes Herz besitzt. Sie verkleidet sich als Arzt und behandelt Argan derart, daß er von seinem Leiden erlöst scheint und Tochter Angelique ihren Vater wieder lieben kann.

Moliere war Dichter, Regisseur und Schauspieler in einem. Alles lag in seinen Händen. Als er jedoch am 17. Februar 1673 im Kostüm des Argan die Bühne betrat wirkte noch ein weiterer Akteur mit. Das Leben fügte noch einen Akt hinzu. Moliere stirbt kurz nach seinem Abgang.

Titelfigur ist der Hypochonder Argan, der sich aus Furcht vor Krankheit von geldgierigen Ärzten und Apothekern ausnehmen lässt und alles versucht seine eingebildeten Leiden zu bekämpfen. Wollte Moliere seine eigene lebensbedrohliche Krankheit und seine Todesangst bannen indem er auf der Bühne einen falschen Kranken verlachen ließ? Sollte das Lachen einen Augenblick lang über Leiden und Vergänglichkeit triumphieren? Wir wissen es nicht, aber möglich wäre es schon. Jedenfalls hat er sich mit der originellsten seiner Komödien unsterblich gemacht. Nach mehr als dreihundert Jahren wird er auf den Bühnen der Welt gespielt. Er gehört zu den wenigen Dichtern deren Kennzeichen die Malerei des ewig Menschlichen ist und gleichzeitig die Sitten und Leidenschaften einer Epoche verkörpert. Er vertraut dem gesunden Menschenverstand und schrieb, als würde er auch noch gleichzeitig unter den Zuschauern sitzen und sich über sein eigenes Werk amüsieren.

Mit Ismene Schell, Yapac Kunze, Tanja Kunze, Lydie Vanhoutte und Michael Kunze.
Regie: Ensemble Theater Tredeschin